
Im Schatten des gewaltigen Simonsberg und nur wenige Kilometer von Paarl entfernt erstreckt sich eine der ältesten Farmen Südafrikas: Babylonstoren. Kaum ein anderes Weingut verbindet auf so charmante Weise jahrhundertealte Kap-Holländische Baukunst mit modernem Weinbau und nachhaltiger Landwirtschaft. Wer hier ankommt, wird nicht nur von der Architektur der alten Farmhäuser empfangen, sondern auch vom üppigen Duft eines historischen Gemüsegartens, der der Namensgeber des Anwesens war: Babylonstoren—die „Gärten von Babylon“ im Kleinformat.
Die Wurzeln dieser Farm reichen bis ins Jahr 1692 zurück, als französische Hugenotten unter Gouverneur Simon van der Stel hier erstmals Reben pflanzten und einen Garten anlegten, der zum Anschauungsobjekt der Kolonie werden sollte. Jahrhunderte wechselte Babylonstoren seine Besitzer, und obwohl der Weinbau immer präsent war, lebte die Farm in den späten 1990er-Jahren erst richtig auf, als die Familie Graaff die Renovierung der verfallenden Kap-Holländischen Gebäude in Angriff nahm. Mit dem historischen Charme, der sich in handgemauerten Fassaden und schindelgedeckten Dächern zeigt, wurde zugleich der Grundstein für eine Wiedergeburt gelegt: 2007 wurde unter der Regie von Charles Back, der in Südafrika als einer der profiliertesten Winzer gilt, der erste eigene Jahrgang vinifiziert.
Heute präsentiert Babylonstoren stolz ein Weinportfolio, das die Vielfalt des südafrikanischen Terroirs widerspiegelt. Der Chenin Blanc etwa — seit jeher die heimliche Königin der Winelands — zeigt sich hier in verschiedenen Facetten: als frischer, schlanker Weißwein, dessen knackige Säure an Gartentäler erinnert, und als gereifte Eichenfass-Version, in der Honig- und Apfelnoten mit einem Hauch tropischer Früchte verschmelzen. Wer Spuren von Erdwärme und Kalkboden spürt, greift zum Chardonnay: Im kühlen Bergklima gereift, besticht er durch feine Vanille-Noten und eine lebhafte Mineralität. Die Rotweine wiederum reichen von zartem Pinot Noir, der in dicht bewachsenen Hanglagen gewachsen ist und mit kirschigen Aromen aufwartet, bis zum kraftvollen Syrah und Cabernet Sauvignon, deren dunkle Früchte von pfeffrigen Gewürzen und feinen Tanninen begleitet werden. Nicht zu vergessen die edlen Schaumweine nach traditioneller Flaschengärung („Methode Cap Classique“), die sich besonders als Aperitif oder zu festlichen Gelegenheiten einen Namen gemacht haben.
Doch Babylonstoren ist nicht nur ein Ort für Weinliebhaber. Bereits am Eingang empfängt ein prächtiger Garten, den man kaum als einfachen Bauerngarten bezeichnen kann: Statt Salatreihen und Gemüsepflanzen im Akkord trifft man hier auf kunstvoll angelegte Beete mit hunderten von Sorten, die im Rhythmus der Jahreszeiten wechseln. Gemüse, Kräuter und Obst werden auf natürliche Weise kompostiert und sorgen dafür, dass der Hofladen („Farm Shop“) hausgemachte Marmeladen, kaltgepresste Öle und sogar eigene Käsesorten anbieten kann. Wer mag, probiert in den beiden Restaurants: Im „Babel“ stehen die Gärten selbst im Mittelpunkt der Küche, wo Chefkoch John Markus frische Ernte in kreative Gerichte verwandelt; im angrenzenden Slaghuis Butchery & Grill sind nachhaltige Fleischspezialitäten das Highlight.
Das Weingut hat sich über die Jahre zu einer regelrechten Destination entwickelt. Die historischen Gebäude beherbergen ein Boutique-Hotel, in dem Gäste zwischen Kap-Holländischen Giebeln und modernen Interieurs wählen können. Wer bei einer Weinverkostung den Blick über die Reihen endloser Rebstöcke schweifen lässt, versteht, warum Babylonstoren immer wieder als Inbegriff des südafrikanischen „Wine Farm Living“ angepriesen wird. Im Keller schafft das Team um Charles Back eine Atmosphäre, in der Tradition und Innovation zusammenfinden: Alte Granitbecken aus dem 18. Jahrhundert befinden sich neben modernsten Vinifikationsanlagen.
Mit zentraler Lage im Cape Winelands, nur eine Stunde von Kapstadt entfernt, bietet Babylonstoren eine perfekte Mischung aus historischer Authentizität und zeitgemäßem Luxus. Besucher schätzen nicht nur den Blick in die Weinbereitung, sondern auch die Atmosphäre, wenn abends der Garten in stimmungsvolles Licht getaucht wird und das leise Knistern des offenen Feuers in den Outdoor-Lounges den Tag abrundet. So bleibt Babylonstoren weit mehr als ein Weingut: Es ist ein lebendiges Stück südafrikanischer Landeskultur, in dem Geschichte und Gegenwart zusammentreffen und jeder Schluck Wein eine Geschichte erzählt.